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Revueflex TL – Don`t judge a book by its cover

Abgeranzt ist sie ja, die Revueflex TL… Dafür ist dieses Modell leider bekannt… Aber wenn wir lieb „Patina“ dazu sagen, klingt es doch schon ganz anders… 😉 Oft gelesene Bücher haben ja auch ein abgegriffenes Cover 😉

Als Andre und ich letztens auf dem (anonymen 😉 ) analogen Fototreffen in Köln waren, brauchte ich dieses Revueflex TL-Schätzchen nicht aus der Tasche zu ziehen: Unter einer Canon AE-1 ging dort prestigetechnisch mal gar nichts…! Eine „Die-liegt-zu-hunderten-auf-Flohmärkten-rum“-Kamera mit einem einfachen Revue-Objektiv mit der kleinsten Blende von 3,5?! Ein NO GO!
Aber wie bei der kleinen Schwester Revue 35 FC: Unterschätzt nie das Können der Fotoapparate des kleinen Mannes 😉 Dann muss halt der Fotograf die fehlende Hardware ausgleichen 😉

 

 

Vorab: Wundert Euch nicht über die Flecken und farbigen Streifen auf den Bildern! Diese sind „gewollt“ bzw. doch zusätzlich eine kleine Wundertüte. Denn ich habe mit einem handelsüblichen Kodak Gold 200 zum ersten mal eine Filmsuppe ausprobiert! Und die Labore werden Euch hassen, wenn Ihr dies auch machen wollt… 😉 Denn für gewöhnlich müssen sie danach die Chemie tauschen 🙁 Seid also so ehrlich und schreibt einen Hinweis auf die Tüte oder gebt Eurem Entwickler des Vertrauens/Herzens vorher Bescheid!

 

 

Wie man diese besagte Suppe kocht? Ganz einfach: Nehmt eine (Farb-)Filmrolle, ein kleines Glas mit Schraubverschluss, heißes Wasser und Zutaten ganz nach Eurem Geschmack. Bei mir war es frischer Rosmarin, Curry und noch irgendwas… Alles in ein Glas füllen, gut schütteln und regelmäßig schwenken. Ich hatte meinen Film ca. vier Tage im Sud. Dann bestenfalls mehrere Tage (zur Sicherheit) trocknen und überraschen lassen. Wie man sieht, sind meine Effekte weder Grün, noch Currygelb geworden… Auch scheinen manche Fotos einen Farbschleier zu haben und andere gar nicht davon betroffen zu sein – egal ob am Anfang, mittig oder am Ende der Rolle…! Daher die besagte „Wundertüte“. Man weiß nicht, welche Farben oder wieviele Muster auf dem Film entstehen. Falsch machen kann man eigentlich nichts. Wem es trotzdem zu heikel ist, kann so etwas aber auch schon fertig im Netz erwerben 😉 Aber selbst dann bleibt es die besagte „Katze im Sack kaufen“! 😉

Die Revueflex TL ist baugleich mit der Cosina 1000 S, wurde somit in Japan hergestellt und in Deutschland über Foto Quelle vertrieben. Baujahr 1975. Sie liegt schwer und solide in der Hand. Tendenziell ist der Body vielleicht schon etwas zu gewichtig… Wenn ich mir vorstelle, dass evtl. noch ein Objektiv mit hoher Brennweite aufgeschraubt wird… Dann ist diese Kombi schon ein ziemlicher Brecher!
Der Blitzschuh ist separat aufzustecken und links an der Kamera befinden sich zwei Buchsen mit einer M- oder X- Synchronisation. Die Kamera ist einfachst durch manuelle Blenden- und Zeitauswahl zu bedienen und mit einem Belichtungsmesser bestückt. Für diesen benötigt Ihr eine SR 44 Batterie. Mit Herunterdrücken des Hebels links neben dem Objektiv wird eine Nadel im Sucher aktiviert, die möglichst mittig zum Stehen kommen sollte. Ich war jedoch „unten ohne“ unterwegs und habe meine eigenen Belichtungsskills getestet 😉 Danke an Herrn Vogel von der Foto-AG zu Schulzeiten! Der Unterreicht scheint bei mir ja doch bleibenden Eindruck hinterlassen zu haben 😉

 

 

Angefangen haben wir beim Weinfest in den benachbarten Niederlanden bei Groesbeek. Ab in die Weinberge und Fotos von den Trauben und der Feier machen. Wein?! Berge?! Ersteres ja; Zweiteres sind wohl eher Hügel 😉 Es gibt eine kleine Verbindungsroute zwischen den teilnehmenden Höfen, die wir mit den Fahrrädern angesteuert haben (denn schließlich gilt es ja besagten Wein auch zu verköstigen 😉 ). Wir werden es jedoch beim nächsten Mal aufgeben, nach den niederländischen „Knootpunten“ zu fahren! Diese sollen eigentlich an Gabelungen für die Streckenführung dienlich sein – uns kosten sie jedoch regelmäßig Nerven, da man in fremdem Terrain ja gerne durch die Gegend schaut, ruck zuck eine Nummer übersieht, dies schlimmsten Falles erst nen halben Kilometer später bemerkt und vollends die Orientierung verloren hat. Sehr uncool 🙁 Die Fotos sind übrigens gut – der Wein eher säuerlich. Doch zu wenig Sonne am holländischen Niederrhein 😉

 

 

Lichtstark mag das Objektiv zwar nicht sein; über mangelnde Schärfe kann ich mich jedoch nicht beklagen! Die Metallgitter der Stufen vom Haldekunstwerk „Tiger and Turtle“ in Duisburg sind kein bisschen ausgefranst! Tolle glatte Linien! Und nein: Man kann bei dieser Achterbahn-Konstruktion nicht über Kopf laufen 😉

 

 

Und auch die frischen Tintenfische haben Brillianz (in der Bildergalerie sieht man wiederum super die Farbverschiebung der Filmsuppe bei dem Makrelenfoto!)

 

 

Ihr werdet, wie anfangs erwähnt, diese Revueflex TL wahrscheinlich irgendwo günstig auf dem Trödel schießen können… Und warum nicht?! Sie kann doch das Wesentliche, das fürs Fotografieren notwendig ist!!! Lustiger Weise hat sie genau die gleiche Gesamtprozentzahl von Loretta bekommen wie die Olympus mju Zoom im Beitrag zuvor. Würdet Ihr mir beide Fotoapparate vor die Nase halten und ich müsste mich zwischen den beiden entscheiden, wäre ich ganz klar bei der Revueflex TL! Da habe ich mehr Macht über meine eigene Bildgestaltung 😉

P.S.: Falls jemand Andre vermisst: Der bastelt gerade gerne an defekten Kameras und bepilzten Objektiven herum 😉

 

 

 

 

 

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