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Canon T50 – Habe ich eigentlich schon den Klang erwähnt?

Zusammen mit Silke sitze ich in einer Eurowings-Maschine auf dem Weg zu einer uns weniger bekannten Insel im Atlantik.  Madeira – auch das „Hawaii Europas“ genannt! Im Handgepäck unter anderem die Canon T50, eine nahezu vollautomatische Spiegelreflexkamera aus dem Jahr 1983, die durch ihre damalige Neuheit  und Funktionsweise vor allem Fotoanfänger begeistern sollte.

 

 

Begeisterung kommt aber auch aus dem Reiseführer: Dieser verspricht aus ca. 10.000 m Flughöhe: >> Madeira erwartet dich mit einer einzigartigen Natur, einer hügeligen und vulkanischen Landschaft, vielen wunderschönen tropischen Gärten und Parks, herrlichen Küstenstraßen, zahlreichen Bewässerungskanälen (Levadas) und verträumten Dörfchen. Die Blumeninsel ist ein Paradies für Naturliebhaber, Genießer und Wanderer!<<  Welch wunderbare Voraussetzungen !! 🙂

Mit der Ankunft konnte auch zugleich das Abenteuer beginnen. Es gab schließlich viel zu entdecken und hoffentlich auch zu fotografieren. Mindestens ein Tag war natürlich der Canon T50 vorbehalten und genau davon möchte ich in dieser Review berichten.

Die T50 Spiegelreflexkamera ist der direkte Nachfolger der bekannten Canon A-Serie. Sozusagen der Beginn der T-Serie. In den 1980ern hatte sich der Markt der Reflexkameras leicht verändert. Die vergangenen tollen Verkaufszahlen aus diesem Segment wurden nicht mehr erreicht, da die sogenannten Point & Shoot oder Kompaktkameras mittlerweile technisch sehr gut ausgestattet waren und durchweg sehr gute Ergebnisse lieferten.

Für die Zielgruppe „Gelegenheitsfotograf“ waren die P&S / Kompaktkameras die besseren Alternativen. Sie waren meist günstiger und sehr einfach zu bedienen, ohne dass man groß über die Technik nachdenken musste.

Canon wollte mit der neuen T50 aufschließen. Die alte A-Serie gab natürlich auch einen Vollautomatik-Modus her, jedoch war die T50 bedeutend günstiger. Die Technik für die kommende T50 wurde aufgestockt und 1983 wurde dem fotointeressierten Einsteiger eine fast reine vollautomatische Spiegelreflexkamera angeboten, die die Funktionsweise einer Point & Shoot nahezu gleichwertig beherrschte. Manuelle Eingriffe waren so gut wie nicht möglich. Canon spendierte der T50 nicht nur die Kompatibilität zu den bekannten FD Objektivtypen, vielmehr gab es auch einen integrierten Filmtransportmotor und die Möglichkeit, einfache AA Batterien zu nutzen. Für technisch weniger versierte Anwender war diese Entwicklung eine interessante Alternative. Die Canon-T50 erledigte die Technik und ermöglichte durch manuelle Fokussierung sowie Objektivwechsel darüber hinaus ein Gefühl von höherer Wertigkeit, Kontrolle und Flexibilität.

 

1. Objekte in Szene setzen, 2. scharfstellen, 3. auslösen und 4. fertig! Klingt doch einfach, oder? Doch mit einem atemberaubenden Auslösegeräusch des weiterentwickelten Metallverschlusses in Kombination mit dem Winder hatte ich sofort alle verfügbaren touristischen Augenpaare kurz aber irritiert auf mich gerichtet – und das im mystischen Feenwald! Unbezahlbar!

 

 

Der Feenwald liegt direkt an einem Vulkankrater und ist im Vergleich zu anderen Wäldern auf Madeira relativ spärlich bewachsen. Er ist bekannt für seine fantasievoll geformten Bäume, die mit Moos bewachsen sind. Häufig herrscht hier extrem dichter Nebel, der dem Ort eine magische Atmosphäre verleiht. Manchmal wird der Feenwald auch Geisterwald genannt. So zart wie der Feenwald ist die Canon „T-fuffzig“ jedoch nicht. Das Gehäuse besteht aus brutalstem 90er-Jahre-Dickplastik und für einen Schönheitswettbewerb wird ihr wohl keine Qualifikation ausgesprochen werden. Aber sie ist eine fantastische Handschmeichlerin; heißt sie liegt absolut genial in der Hand und diese Kombination aus Haptik, Sound und Bedienung macht sofort „Maniac“-mäßig viel Spaß!

 

Die große Markthalle in Funchal, der Hauptstadt Madeiras, war ein weiteres Ziel des heutigen Ausflugs. Dort werden frisch gefangener Fisch sowie etliche heimische Gemüse- und Obstsorten aus Madeira verkauft. Der Weg dorthin führt über viele kleine Serpentinenstraßen entlang des Meeres, der Berge und der unzähligen Bananenplantagen.

 

 

Leider ist es heute generell ein wenig nebelig in den Bergen. So schnell wechselhaft wie das Wetter hier auf Madeira ist, wechseln auch die vielen kleinen bunten Madeira-Eidechsen (Teira dugesii) permanent ihre Position.

 

 

Vorzufinden sind sie auf so ziemlich allen Steinen, Treppenstufen oder Felsspalten. Es wäre hilfreich einen Autofokus in der Canon T50 zu besitzen, auch ein Wechselobjektiv käme mir beim „Echsenshooting“ durchaus gelegen. Da die lustigen kleinen Krabbeltiere weder auf ‚Catwalk‘ stehen noch in Anwesenheit eines ‚Fremden‘ entspannt sind, musste ich mit dem auskommen, was ich hatte. Zum Schluss wurde es dann halt mehr Treppe als Echse…

 

Angekommen am Markt wurden wir von vielen neuen Gerüchen und einer unglaublichen Farbenpracht überrascht. Der Fischmarkt hatte bereits geschlossen aber das Meer an Früchten, Obst, Gewürzen und Pflanzen konnte es locker entschädigen. Es gab so unendlich viel zu sehen!

 

 

Funfakt aus dem Reiseführer: >> Fotoapparat nicht vergessen! Dem Markt wird nachgesagt, dass die Kohlköpfe, Salat und Früchte wirklich kunstvoll zur Schau gestellt werden, was anderswo nicht zu sehen ist<<

Fasziniert bin ich übrigens immer noch vom Sound der Canon T50. Selten habe ich einen so intensiven und charakteristischen Verschlusston gefolgt vom Winder gehört. Der Sucher ist sehr klar und das 50 mm Objektiv von Canon macht auf mich einen wirklich guten Eindruck. Im Sucher selbst gibt es eigentlich auch nicht viel Technisches zu Entdecken. Ein grünes „P“ befindet sich im dauergrün wenn alles OK ist und der „Abzug“ getätigt werden darf. Fängt es an zu Blinken, so wäre aufgrund der Belichtung ein Stativ oder vielleicht ein Blitz ratsam. (Belichtungszeit unter 1/30)  Blinkt es jedoch sehr schnell, so ist eine Aufnahme unter den gegebenen Lichtverhältnissen nicht mehr möglich.

 

Auf der linken Seite der Kamera befinden sich die Rückspulkurbel sowie das Einstellrädchen für die ISO. Rechts bleiben der Auslöseknopf und das kleine Fenster für den Filmzähler. Das „Hauptprogrammrad“ besteht lediglich aus 4 Auswahlmöglichkeiten. Einfacher geht’s wohl nicht mehr!

 

 

1. SELF = Timeraufnahmen 2. PROGRAM=Programmautomatik  3. L = Sperre des Gerätes 4. B.C = Batterietest

 

Weiter gegen späten Nachmittag haben wir uns entlang der Küste in  Richtung Câmara de Lobos begeben. Câmara de Lobos ist ein kleines, aber besonderes Fischerdörfchen. Der Ortsname bedeutet „Höhle der Mönchsrobben“. Charakteristisch sind dabei die vielen bunten Fischerboote am Hafen und in der Bucht.

 

 

In den engen Gassen leben heute noch kinderreiche Fischerfamilien. Gegen Abend kann man dann die Vorbereitungen der Fischer für die Ausfahrt vom Kai aus beobachten.

 

 

Heute ist in Câmara de Lobos jedoch einer von 3 ganz besonderen Tagen. Es beginnt das Fest zum heiligen Peter. (Festas de São Pedro / Schutzpatron der Fischer) Die Straßen und Gassen werden aus recyceltem Kunststoff geschmückt und gegen späten Abend eröffnen Volksmärsche, Musikshows und Gastronomie eine Mega Party, die mit einem phänomenalen Feuerwerk beendet wird.

 

 

Sowie die Zahl 3 das Fest in Tagen begrenzt, so begrenzen auch 36 Fotos meinen Kleinbildfilm der Canon T50. Mit der Ankunft in Câmara de Lobos waren leider nicht mehr Bilder möglich, sodass die abendliche Party und das (gigantische) Ausmaß der geschmückten Straßen und Gassen nur noch digital oder von einem anderen analogen Fotoapparat eingefangen werden konnte. Mit einer Pause in den Gassen und einer Poncha*…

[Quelle Wikipedia:  >> Poncha ist ein traditionelles Getränk auf Madeira. Es besteht typischerweise aus einem madeirischen Brand aus Zuckerrohrsaft, Bienenhonig ….oder Rohrzucker und einheimischen Orangen und/oder Zitronen in einem wechselnden Mischungsverhältnis von etwa einem Drittel. Die Poncha wird traditionell mit einem speziellen, „Caralhinho“ genannten Quirl angemischt, der in den auf Poncha spezialisierten Gastwirtschaften öfter auch in vergrößerter Form über der Theke aufgehängt ist….]

… auf dem Tisch endet hier dieser tolle Tag mit der Canon T50. Mir hat der Fotoapparat unglaublich viel Spaß bereitet.

 

Der Sound…einfach „simplesmente delicioso“ !!!!

 

Auch könnte ich mir vorstellen, dass diese Spiegelreflexkamera von Canon DER ideale Apparat ist um in die analoge Welt zu „schnuppern“. Er liefert ab, ohne technisches Verständnis haben zu müssen. Wer gefallen bekommt und tiefer in die Welt der „echten“ Fotografie eintauchen möchte, wird sich höchstwahrscheinlich später mit einem anderen Gerät auseinandersetzten wollen.

 

Fazit: Aus heutiger Sicht ist die Canon T50 in ihrer reinen Bedienung nahezu trivial. Mehr als manuelles Fokussieren und Auslösen ist fast nicht möglich, um ein wirklich ordentliches Foto zu erhalten. Als kleiner Meilenstein in der Technikgeschichte des Herstellers Canon war sie keine Alternative für echte Fotoenthusiasten, aber sie ist eine tolle Kamera, die extrem viel Spaß macht und stets tolle Ergebnisse liefert. Aus der Sichtweise Madeiras könnte man aber auch sagen, die Canon T50 ist wie eine gekaufte Poncha aus dem Supermarkt. Sie schmeckt sehr gut, aber für einen echten Poncha fehlen dann doch die besonderen kleinen „manuellen“ Zutaten!

 

 

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