35mm,  André,  Fujica,  Point & Shoot,  Review

Fujica Auto-7  Mehr als nur Vintage!

Fujica Auto-7  Mehr als nur Vintage! Während der serienmäßige Autofokus bei den Spiegelreflexkameras Anfang der 1980er Jahre Einzug hielt, wurde die Serienreife bei den Point & Shoot Kameras bereits ab 1977 aktiv gelebt. Viele dieser kleinen, handlichen AF-Geräte überschwemmten damals mehr und mehr den Markt, denn Autofokus und Automatisierung waren keine Zauberworte mehr.

 

 

Ein Modell war auch die Fujica Auto-7. Sie kam mit integriertem Autofokus 1981 auf den deutschen Markt und hatte bereits sehr viele Produkteigenschaften, die so kompakt in einem System selten anzutreffen waren. Diese Eigenschaften der Fujica Auto-7 passten ganz gut in die Zeit, denn zu Beginn der 80er Jahre waren die Verbraucher in Deutschland jäh heiß auf neue Entwicklungen und Systeme, die futuristisch anmutend fast alles von selbst erledigten. Die Japaner konnten diesen Konsumentenwunsch relativ preisgünstig befriedigen und durch die einfache Bedienbarkeit und das futuristische Design der Fujica Auto-7 wuchs der Markt für kompakte Point-and-Shoot-Kameras unaufhaltsam weiter.

 

TIPP

Funfakt: Interessanterweise ähnelte sie in Größe und Abmessungen dem etwas früher erschienenen Walkman aus dem Hause Sony. Ob dieses Format geplant war?

 

Automatisierung war also das Stichwort und wenn man sich die Fujica Auto-7 etwas genauer ansieht, erkennt man schnell, dass bei diesem Modell gerade für Einsteiger und den Massenmarkt nicht an Funktionen gespart wurde. Eine der größten Hürden und Ängste war wohl das manuelle Einspannen des Filmmateriales. Um das Thema Fotografie rankten sich viele Mythen und Geheimnisse, vor allem für den Anfänger. Eine Kamera, die fast alles von selbst machte, konnte also nicht zeitgemäßer sein. Ein echter Fotoenthusiast der damaligen Zeit mag über dieses Phänomen geschmunzelt  haben, aber immerhin befinden wir uns im Jahr 1981, ein Jahr in dem der „Vogeltanz“ in Deutschland die Hitparade anführte!

 

 

Der Hersteller FUJICA stattete die Fujica Auto-7 mit einem motorbetriebenen System aus, bei dem sehr gut zu erkennen ist, wie der Film automatisch eingezogen wird.  Dies geschieht in acht einfachen Schritten.

 

  1. Einlegen von 2 handelsüblichen AA – Batterien
  2. Öffnen der Rückwand
  3. Einlegen der 35mm Filmpatrone
  4. Film bis zur roten Linie auf dem Rückdeckel herausziehen
  5. Film in die mit einem weißen Pfeil markierte Öffnung einlegen
  6. Schließen der Rückwand
  7. Auslöser entriegeln
  8. Auslöser betätigen

 

Der Film wird automatisch bis zur ersten Bildposition transportiert und der Bildzähler springt von „S“ auf „1“.  Zur Kontrolle leuchtet bei korrektem Filmtransport eine große rote LED auf der Oberseite des Gerätes. Diese LED sollte auch bei jeder weiteren Filmbewegung aufleuchten.

 

 

Damit war das Schreckgespenst des empfindlichen Filmmateriales aus vielen Köpfen verbannt, denn auch der weitere Filmtransport und die Filmrückspulfunktion (auf Wunsch auch früher) wurden vom Gerät selbst übernommen. Zur Einstellung der ASA/ISO-Empfindlichkeit befindet sich am Innenring des Objektives ein Einstellrad. Die Kontrolle erfolgt durch ein Fenster auf der Oberseite des Objektivs.

Wählte man einen Fuji-Film, so konnte man statt der korrekten ISO/ASA-Skala einfach einen roten Punkt auswählen.  Die Fujica Auto-7 stellte dann automatisch den ISO/ASA-Wert ein. Als Nebeneffekt förderte dies auch den Verkauf von Fuji-Filmpatronen!

 

 

Aus heutiger Sicht recht spannend, da Fuji bereits vor der Einführung des DX-Code-Systems ein eigenes System auch über Kontaktpunkte auf der Filmpatrone vorweisen konnte!

Eigentlich konnte man jetzt schon mit dem Fotografieren beginnen. Durch den schönen großen Sucher wurde das Motiv fixiert und der Finger verrichtete seinen Dienst auf dem Auslöser! Diese einfachen Funktionen der Fujica Auto-7 wurden geliebt und so erhielt diese Point & Shoot Kamera schnell Einzug in sehr viele deutsche Haushalte.

Natürlich gibt es noch mehr technische Details und Funktionen, aber die will ich natürlich selbst ausprobieren! So kam es, dass auf einer Reise nach London im Jahr 2023 auch die Fujica Auto-7 unser Maniacphoto-Begleiter wurde. Das schwarze Vintage-Design mit den grünen Applikationen nebst Form hat mich vom ersten Moment an begeistert. Das Einlegen der Batterien und das einspannen des Filmes war kein Mantra, doch mit dem Moment wo ich die Auslösetaste betätigte, erwachte die Fujica Auto-7 wie aus einem Dornröschenschlaf. Erst überschwänglich und quälend wie ein eingerosteter Decepticons aus Transformers dann surrend, leise und friedlich wie ein Autobot aus selbigem Kinofilm der mir sagen will: „ Hey, hier bin ich, lass uns die Welt retten und Fotos machen!“ 

 

  • Linse: 38 mm f/2,8 (4 Elemente/4 Gruppen).
  • Verschluss: Elektrisch, 1/8–1/500 s, Selbstauslöser.
  • Blitz: Eingebaut, manuell einschaltbar
  • Filmtransport: Automatischer Einzug, automatischer Vor- u. Rückschub
  • Batterien: 2 x AA Batterien
  • Maße: 137,5 x 79,5 x 56,5 mm.
  • Gewicht: 430 g.

 

Irgendwie misstraute ich der Funktionstüchtigkeit, aber das rote LED Lämpchen auf der Oberseite und der interne Bildzähler verrichteten zuvor ordnungsgemäß ihren „Dienst nach Vorschrift“. In London gibt es viel, viel zu sehen. Wie ein Moloch stürzen tausende Eindrücke auf den Fotografen ein. Hier und da gelingt es mir endlich, die ersten Bilder zu machen. Das Auslösegeräusch ist überraschend leise, ebenso wie später der motorbetriebene Filmtransport, der erst in dem Moment seiner Arbeit nachkommt, sobald man den Auslöser loslässt. Das kannte ich so noch nicht. Über dem Sucher befindet sich eine kleine helle LED. Diese warnt sehr gut (bei halbeingedrückten Auslöser) vor schlechten Lichtverhältnissen und fordert den Benutzer sinngemäß auf, ein Stativ oder den eingebauten Blitz zu verwenden.

 

 

Ich wähle den Blitz. Der Blitz wird durch einen manuellen Schiebeschalter an der Vorderseite aktiviert. Das typische „Aufladegeräusch“ des Kondensators ist nicht zu überhören. Eine grüne LED auf der Oberseite zeigt an, wann der Blitz tatsächlich zur Verfügung steht. Etwas Geduld ist erforderlich, denn die LED bzw. der Kondensator brauchen eine Weile, bis sie „bereit“ sind. Wenn es dann aber soweit ist, gibt es ein angenehmes und sehr helles Licht bei der Aufnahme.

 

 

Viele Motive wollen von mir recht schnell fotografiert werden. Sei es eine unvorhersehbare bewegte Variante  (z.b. Tauben an der Themse) oder eine Situation, die nur für eine unbestimmte Zeit ein Stillleben ausübt (ein Doppeldeckerbus der jeden Moment wieder losfahren wird). Leider kommt es  aber immer wieder vor, dass ich zwar für diese Momente den Auslöser drücke, aber die Kamera nicht reagieren will.  Das ist dann schon sehr ärgerlich, weil mir das Motiv jedes Mal buchstäblich vor der Nase wegläuft.

Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass genau diese fehlende Auslösesituation ein bewusstes Feature der Fujica Auto-7 ist, aber ich war zu diesem Zeitpunkt schon ziemlich genervt von der Kamera. Bei schlechten Lichtverhältnissen oder in Innenräumen ohne Blitz war sie eine echte Katastrophe. Eine Point & Shoot-Kamera, die „grundlos“ nicht reagieren will, ist ein unwiderrufliches Ausschlusskriterium. Die Freude an der Fujica Auto-7 war in diesen Momenten ähnlich wie Sekundenkleber, mit dem man nicht kleben kann, ohne sich selbst zu verkleben! 

Heute weiß ich: Wenn der Autofokus der Fujica Auto-7 seine Messung nicht schnell oder genau genug abschließen kann, ist diese „technische Anomalie“ eine gewollte Schutzfunktion für eine Bildaufnahme. Diese Information hätte der Fujica Auto-7 zumindest zum Beginn in London einige Flüche und meinen Unmut an ihr ersparen können. Vielleicht steht es ja in der Bedienungsanleitung, aber eine Anleitung ist bei Gebrauchtgeräten kaum dabei.

 

 

Die Fujica Auto-7 besitzt auch einen manuellen Selbstauslöser. Er wird noch ganz klassisch aufgezogen und surrt nach dem Betätigen des Auslösers großzügig einige Sekunden vor sich hin, bis das Bild dann tatsächlich aufgenommen wird. Genügend Zeit ist jedenfalls vorhanden. Ich habe den Selbstauslöser bis heute nicht genutzt.

Aus irgendwelchen Gründen fotografiere ich in den Folgetagen in London dann doch wieder mit der Fujica Auto-7. Das klappte super und mir wurde das Gerät schnell wieder sympathisch.  (Was wohl daran lag das ich unbewusst keine schnellen Motive aufnahm)

Eine weitere Besonderheit, die mir vorher nicht aufgefallen war, ist, dass bei Verwendung des internen Blitzes am oberen Ende des Objektives gegenüber der Messzelle (bei halb gedrücktem Auslöser) automatisch im wahrsten Sinne des Wortes ein Licht aufgeht.

 

 

Es ist nicht sehr stark, doch für ein paar Meter durchaus brauchbar.  Aktiviert man bei schlechten Lichtverhältnissen den Blitz und visiert mit Hilfe des Lichtes das Motiv seiner Begierde an, so kann man sicher sein, dass der Autofokus ordnungsgemäß arbeitet. Schaltet man danach den Blitz (immer noch bei halbeingedrückten Auslöser) wieder aus und „drückt“ abschließend ab, dann funktioniert  auch der Auslösevorgang.  Im schlimmsten Fall ist das spätere Foto maximal unterbelichtet. Durch diese neue Möglichkeit ergaben sich doch ein paar Aufnahmen bei schlechten Lichtverhältnissen.  Spontanität oder das Einfangen von sehr schnellen Motiven bleibt der Fujica Auto-7 auch bei besten Lichtverhältnis jedoch ein Fremdwort.

Irgendwann machte es jedoch „Klick“ und mit dem automatischen Rücklauf endete auch die Reise für die Fujica Auto-7 in London. 

 

 

Als ich zu Hause die „Wundertüte“ nach der Entwicklung in den Händen hielt, waren zu meinem Erstaunen eine handvoll wirklich guter Bilder dabei! Ich war ein wenig „baff“ und der Ärger von London war wie weggeblasen.  Im Nachhinein habe ich versucht, etwas mehr über die Fujica Auto-7 zu erfahren, aber Infos über dieses Gerät gibt es anscheinend nirgendwo. Was aktuell doch auffällt: Die Fujica Auto-7 ist unglaublich hochpreisig und wird auch heute noch massenhaft (gebraucht) in Japan gehandelt.  Auch bei der jüngeren Generation ist sie wieder sehr beliebt. Der coole Vintage-Look und die automatischen Abläufe scheinen nach wie vor Begehrlichkeiten zu wecken.  Vor allem für Einsteiger in die analoge Fotografie ist sie eine spannende und tolle Einstiegskamera, aber auch für alte Hasen eine interessante Abwechslung. 

 

Fazit: Ein wirklich schönes Exemplar, was tatsächlich nahezu alle Dinge automatisch übernimmt. Für 1981 ein wahrer „sorgenfreier“ Fotoapparat. Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass die Fujica Auto-7 damals und heute ein begehrtes Gerät ist. Bis auf ein paar Dinge (die ich aber bei Gebrauch nicht wusste) hat mir der Fotoapparat sehr gut gefallen. Die Fotos sind klasse und das Vintage-Feeling ist unbezahlbar!

 

 

 

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