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Minolta AF-S (fast) quadratisch-praktisch-gut!

Minolta AF-S (fast) quadratisch-praktisch-gut! Wer sich tief in Mitte der 80er Jahre hineinversetzt und die Minolta AF-S Autofokus ein wenig intensiver betrachtet, wird feststellen müssen, dass kantig oder eckig zu dieser Zeit eine besonders dominierende Designrichtung war: Die 1980er waren wohl insgesamt eines der schillerndsten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts. Design und Mode tendierten farblich zum Schrillen, die „Plastik- Press- und Holzspanwelle“ ersetzte vielfach die bekannten Produktmaterialien und elektronische Medien wie Heimcomputer, VHS-Videorecorder und CD-Spieler bekamen langsam aber sicher den Einzug in fast jede Wohnstube.

 

 

Auch das Fotografieren wurde erschwinglicher, denn immer mehr günstige Point-and-Shoot Fotoapparate eroberten die Herzen der Amateur- und Gelegenheitsfotografen. Ob es sich dabei um wirklich wertige Produkte handelte, war oftmals unüberschaubar. Eine Hand voll asiatischer Markenhersteller sollten jedoch den Markt dominieren. Denn diese hatten bereits in der Vergangenheit durch weiterentwickelte Qualität, günstige Produktionsmöglichkeiten und wachsende elektrische Gadgets ein gutes Fundament beim Käufer schaffen können.

 

Foto: Straßenmalerei Geldern 2023/Minolta AF-S Illford XP s/w

 

Vieles, was aus den 70ern bekannt und ursprünglich, wellig, organisch oder fließend war, wurde vielleicht vom „Designmanagement“ kurzerhand abgehackt oder begradigt, um dem damaligen „Ecktrend“ Folge zu leisten. Es dominierte (in der Mode) vermehrt die Generation der Schulterpolster, eckige „Herman Munster“-Frisuren oder kantige Armbanduhren. Selbst die Auto- und Brillenindustrie konnte sich nicht vollständig dem Trend verweigern.

Die futuristischen 70er Designentwürfe waren kaum noch aufzufinden. Ecken und Kanten standen von nun an mehr für die technische Moderne, für verbesserte Qualität, dem Understatement gegen die neue „Schrillheit“ oder einfach nur für Produktoptimierung. Kantiges Design war das neue Synonym für Lifestyle und eins der wichtigsten Marketinginstrumente – wenn auch oftmals billig produziert, im Mix jedoch immer recht clean, mit der Tendenz zum minimalistischen.

 

 

 

Besonders pfiffig waren die Hersteller, die es schafften, neben der brutalen Kantendynastie gleichzeitig eine gewisse Art der Ästhetik inklusive „Gimmick“ ins Produkt zu implementieren. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung entstand auch eine neue Form der Werbung, eine neue Imagebildung und ein neu beginnender Markenkult. Paarte man diese Gegebenheiten mit der „Direktansprache“ in der Werbung (TV & Print) und mit neuen technischen Alleinstellungsmerkmalen oder „Features“, so konnte man schnell jenen Kunden erreichen, der zwar gerne im Mainstream zu Hause war, aber dennoch eine kleine „Besonderheit“ gegenüber gleichwertigen Konsumenten brauchte.

Der Hersteller Minolta war einer der bekanntesten asiatischen Kamerahersteller, der diesen neuen (Marketing-) Trend genau umzusetzen wusste. Er ging gerne an die Grenzen der „Moderne“ und lieferte Produkte, wovon der Kunde nicht einmal wusste, dass er sie jemals bräuchte. Minolta hatte sich beim Amateur und Profi gleichermaßen etabliert. Der Markt im Bereich Point-and-shoot-/Schnappschuss-Fotoapparate (besonders derer der kompakten Autofokuskameras), war mehr als nur ein Ausrutscher und wollte erfolgreich abgegrast werden.

So kam es, dass 1984 die Kompaktkamera Minolta AF-S mit Autofokus in verschiedensten Varianten eingeführt wurde. 1985 sogar als Neuauflage mit einem anderen (eckigen – was sonst?) Objektivdeckel. Bei dem ganzen Kuddelmuddel fragt man sich jedoch schnell: Was war zuerst da? Huhn oder Ei bzw. Standart oder Neuauflage?
 
Hier eine kleine Auflistung:

Die Standard Minolta AF-S AUTOFOKUS als herkömmliche Schnappschusskamera [blauer Streifen]

Die Minolta AF-S AUTOFOKUS Typ D bzw. Typ „Quartz*“, welche einen Wecker und rückseitig eine Database zum Einbrennen des Datums besaß. [gelber Streifen]

Und die wohl bekannteste aller 3 Modelle: die Minolta AF-S AUTOFOKUS TYP V bzw. „Talker*“, welche verschiedene Sprachsequenzen gespeichert hatte und mit dem Anwender während der Nutzung „sprechen“ konnte. 3 Sprachmodi waren: „To dark-use flash“, „Check distance“ oder „Reload Film“. [Roter Streifen]

Damit nicht genug: Auch gab es noch eine Minolta AF-S Typ D & V bzw. „Talkman*“. Hier wurde das Gerät mit allen Funktionen (D= Data + V=Voice) dem „featuresüchtigen“ Kunden ans Herz gelegt. [Roter Streifen]

*= amerikanischer Markt

 

 

Und das Ganze unter dem Werbeslogan: „Only from the mind of Minolta“. Mal ehrlich … welcher körpereigener „Mind“ fängt da nicht an zu dampfen?

Ich für meinen Teil besitze die einfachste Variante [blaue Markierung] und muss zugeben: Das „Ding“ macht richtig Spaß. Schön, kantig und kompakt! So richtig einstellen kann man übrigens nichts – außer den ASA/ISO-Wert, denn alles funktioniert halt ab 0,85 m Meter automatisch! Allein vier Knöpfe bleiben dem Anwender überlassen. Diese sind der Auslöser, der Selbstauslöser, der Blitzschub und die Rückspultaste, soweit man den Film vorzeitig entnehmen möchte.

 

 

Die Minolta AF-S ist schön schlicht, aber nicht langweilig. Sie passt in jede Hosentasche und kann eigentlich alles das, was eine Schnappschusskamera ausmacht. Außer natürlich „Sprechen“ und irgendwelche Daten auf den Negativfilm einbrennen. Aber wer braucht(e) diese „Gimmicks“ schon wirklich? Würde ich ein Abhörgerät besitzen, mit dem ich zurück in die Vergangenheit hören könnte… Der wohl meiste Satz wäre im Zusammenhang mit der AF-S Typ V oder D&V ganz einfach „nice to have“!

 

FAZIT(fast) quadratisch. Praktisch. Gut! Lange habe ich die Schnappschusskamera mit mir herumgetragen. Der Objektivdeckel ist gelinde gesagt das Dümmste, was sich die Ingenieure aus Japan haben einfallen lassen. Ständig fiel dieser ab (auch dessen merkwürdige Halterung) oder man vergaß ihn fast wieder mitzunehmen. Dennoch, die Fotos sind recht gut geworden und auch im Sound macht die flotte Point-and-Shoot-Kamera richtig was her. Wer in die analoge Fotografie einsteigen oder sich ausprobieren möchte, dem kann ich die AF-S-Serie wärmstens empfehlen. Mit oder ohne Gimmick!

 

 

 

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