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Zeiss Ikon Ercona I – Wie man Aufsehen erregt!

Eine analoge Kamera lässt schon die älteren Generationen aufblicken bzw. aufhorchen, wenn der Film nach dem Auslösen weitertransportiert wird („dieses Geräusch habe ich ja schon ewig nicht mehr gehört!!!“) 😉
Dann stellt Euch erst mal mit einer Balgenkamera (wie hier die Zeiss Ikon Ercona I) vorm Auge in die Menge 😉 😉 Sofort seid Ihr Euch neugierigen und staunenden Blicken gewiss!!!

 

 

Auf der Jagd nach Fotomotiven verschlug es uns nach Xanten zum Siegfriedspektakel. Fangen wir mit Xanten an: Die einzige Gemeinde Deutschlands, die mit einem „X“ beginnt 😉 Hauptsächlich als alte Römerregion und dem dazu gehörigen archäologischen Freilichtmuseum bekannt, soll auch der Siegfried aus der Nibelungensage dort geboren worden sein. Daher der regelmäßig stattfindende Mittelaltermarkt. Gegen (recht happigem) Eintrittsgeld, sieht man hauptsächlich Verkaufsstände, die Ware anpreisen, die das Mittelalterleben widerspiegeln sollen. Hier und da finden auf einer Wiese kleine Schaukämpfe o.ä. statt.

 

 

Das Einlegen eines Mittelformatfilmes stellt beim dritten mal keine Herausforderung mehr dar. Zum Öffnen der Rückwand schiebt man rechts an der Seite in der Silberleiste den kleinen runden Knopf nach oben. Durch zwei Sichtfenster mit Schiebern kann man sich aussuchen, ob man 6×6 oder 6×9 fotografieren möchte.
Und dann der spannendste Moment: Drückt man oben rechts auf den Button, öffnet sich die Frontklappe und ein wirklich schönes Exemplar von Kamera entfaltet sich!!!! Das Sucherfenster springt nach oben auf. Der Auslöser befindet sich links neben diesem, genauso wie das Rad/der Hebel zum Filmtransport. Erstes Plus der Fotoapparates: Eine Doppelbelichtung ist nicht möglich! Nach einem Bild muss der Film erst vorgespult werden, sonst ist ein weiteres Auslösen nicht möglich! Gut für mich, da ich in der Hinsicht noch keinen Tonus gefunden habe… Mal spule ich sofort weiter, dann vielleicht erst VOR dem nächsten Foto… Das bringt mir hier und da schon mal leere Negative oder versaute Bilder hervor 🙁
Dann aber ein neues Problem: Vor langer Zeit mal in der Schule in der Foto-AG gelernt, durch den ein oder anderen Vodka-Cola jedoch versoffen und gelöscht ( 😉 ): Welche Blenden- und Verschlusszeitkombi brauche ich denn nun bitte bei diesem Wetter?!? 🙁
Was würden wir nur ohne das neue Medium Smartphone machen?! Rucki zucki war eine Belichtungsmesser-App heruntergeladen, in der man den ISO-Wert und die gewünschte Verschlusszeit oder Blende wählen konnte. Eine riesige Hürde wurde damit genommen!!! Die Entfernung wird auch hier „geschätzt“ und mit Hilfe von Meterangaben am Ring an der Linse eingestellt. Eine Etage höher mit dem kleinen, silberfarbenen Hebel die Belichtungszeit. Von Bulb bis 1/250 sec ist alles möglich – somit ist bei richtigem Licht kein Stativ nötig! Wiederum ein Ring weiter befindet sich die Blendeneinstellung.

 

 

Vorsicht, bzw. ein Tipp!!!

Unten links an der Linse, wo der Balg mit der Öffnungsklappe verbunden ist, befindet sich ein weiterer Auslöser! Den hab ich leider nur per Zufall „gefunden“ und betätigt und dabei ein richtig tolles Astbild gemacht 😉 🙁

 

 

Nach der ersten Sichtung der Negative, habe ich einen gutgemeinten Fehler entdeckt.. Ich habe bis dato ja hauptsächlich mit Spiegelreflexkameras gearbeitet. Bedeutet: Das, was Du durch den Sucher siehst, wird auch so 1:1 auf dem Foto abgelichtet! Hier also meine Vermutung: Ich muss den Bildausschnitt etwas tiefer denken, da der Sucher ja höher auf der Kamera liegt, als letztendlich die Linse, die das Bild bestimmt. Dumm bin ja nicht – der Gedankengang natürlich richtig. Nur habe ich wohl etwas zu großzügig gedacht… Was wohl auch an der Brennweite der Linse liegt (105 mm – das kommt davon, wenn man das erst im Nachgang im Internet heraussucht… 🙁 ), die man natürlich nicht sehen kann (sogar verkleinert das Sucherfenster alles optisch ein wenig und die Linse dagegen vergrößert es 🙁 ). Somit bin ich etwas enttäuscht, dass die Motive anders positioniert sind als in meiner Vorstellung 🙁

 

 

Möchte man die Zeiss Ikon Ercona I wieder schließen, müssen beide geraden Metallbügel oben und unten in der Nähe des Gehäuses eingedrückt und das Sichtfenster zusätzlich per Hand zusammen geklappt werden. „Zurückgespult“ (im richtigen Sinne ist ja ein komplettes Vorspulen 😉 ) wird durch den silberfarbenen Ring neben dem Auslöser.
Höflichkeitshalber haben Andre und ich die Statisten auch immer gefragt, ob ein Fotografieren ihrer Person in Ordnung sei (muss man ja rein rechtlich auch mittlerweile…! Ist nur ein Mensch auf einem Bild als Zentrum des Geschehens, gelten die Persönlichkeitsrechte… Als zufälliges „Beiwerk“ einer Situation sieht es schon wieder anders aus). Viele waren sogar dankbar über diese Nachfrage! Ein „Nein“ haben wir nie erhalten 😉 Nachteil durch die Fragerei und das Justieren der Kamera in Sachen Entfernung: Ein spontanes, unbefangenes Porträt ist kaum mehr möglich. Jeder will halt nur seine Schokoladenseite gezeigt wissen 😉 Ich sage dann immer: „Tut so, als wäre ich gar nicht da!“ 😉

 

 

Und was soll ich sagen?! Ich möchte diese Kamera behalten 😀 Vorerst haben wir natürlich genug „Versuchsmaterial“ da – aber ein zweiter oder gar dritter Film sind definitiv nicht ausgeschlossen! Denn für ihr Alter macht dieses „Dingen“ richtig gute Arbeit! Ich bin begeistert von der Schärfe, die manch moderne Point&Shoot nicht hinbekommt! Doch, doch! Der Fun- und Ergebnisfaktor ist vorhanden und erfordert bei Zeiten eine nächste Runde 😉

Die nackten Fakten:
Eine Faltkamera, hergestellt von 1949-1956 durch VEB Zeiss Ikon Dresden, zu bestücken mit einem 120er Rollfilm des Vertrauens und einer Festbrennweite von 105 mm. Blende von 3,5 bis 22, Verschlusszeit von B bis 1/250tel möglich. Amen 😉

 

 

 

 

 

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