35mm,  André,  Konica,  Point & Shoot,  Review

Konica C35 EF-P -„Business Casual“

„Business Casual“ In dieser Review möchte ich die Konica C35 EF-P mal etwas genauer unter die Lupe nehmen und berichten, was ich mit Ihr alles erlebt habe. Die Konica C35 EF-P ist für mich im Grunde eine relativ einfache 35 mm Point & Shoot Kompaktkamera, die irgendwo ab dem Jahr 1979 bei Konica in Japan hergestellt wurde.

 

 

Dennoch hat sie es mir irgendwie angetan, denn ihre Form und Haptik ist nahezu magisch. Mit dem eingebautem Blitz, das 38 mm f4-Fixfokusobjektiv und einem Schalter an der Front, der die Wahl zwischen 100 und 400 ASA bietet, haut dieser Plastikbomber niemanden von den Socken, aber mit ein wenig Zeitreise im Kopf ist diese kleine kompakte Gefährtin schon durchaus außergewöhnlich.

Der Verschluss hat eine Geschwindigkeit von 1/125 s, genug um verwacklungsfreie Aufnahmen durchzuführen. Ist es zu dunkel, so warnt eine CDS-Zelle mit rotem Licht den ungeduldigen schnellen Auslösefinger. So kann dieser unter Absprache mit Auge und Gehirn noch einmal überlegen, ob er eskalieren oder seine Entscheidung unverzüglich revidieren möchte.

Ist der eingebaute Blitz notwendig, so „ploppt“ dieser sehr souverän mit „nachklingendem“ Federgeräusch aus dem gesamten Bedienfeld nach oben heraus – soweit zuvor der orangefarbene Hebel auf der Frontseite in Richtung Objektiv geschoben wurde. Funfact & Wissenswertes: Auf der Rückseite vom (ausgefahrenen) Blitz wurde bei Herstellung dem Nutzer ein unübersehbarer gelber Warnhinweis spendiert. Dieser weist darauf hin, dass der Blitz bei Nichtnutzung wieder in seiner ursprünglichen „ off“-Position gestellt werden soll. Zum einen bewundere ich damit zutiefst die vollste Fürsorglichkeit der damaligen Konica-Ingenieuren, andererseits male ich mir gerade das Szenario jener interessierten Amateurfotografen aus, die aufgrund des fehlenden Aufklebers zum Leben am Limit verdammt wurden. Vielleicht zur spaßfreien Erklärung: Auf Grund des Baujahrs war das Erste Modell, TYP C-35EF von Konica, die erste Kleinbildkamera mit eingebautem Blitz. Damit es nicht zu zahlreichen Überbelichtungen kam war dieser Aufkleber natürlich unerlässlich. 
 

Ein weiterer silberner Drucktaster, seitlich am Objektiv, lässt nun mit der Entscheidung auf sich warten, ob es sich um eine (Blitz)Nahaufnahme mit einer Entfernung von 1,50- 2,0 m handelt. Die Stromversorgung für den Blitz und die Belichtungswarnung erfolgt über zwei herkömmliche AA-Batterien. Das ist wirklich klasse und so freut sich das Herz des Fotografen, dass er nicht wie bei vielen anderen Modellen mit unterschiedlichsten Batterietypen genötigt wird.

 

 

Die Konica C35 EF-P ist richtig hübsch, nahezu sexy! Hält man das Gerät erstmals in der Hand und berührt mit den Fingerspitzen die ausgestanzte „Plastikgriffzone“, die fast die gesamte Fläche der Kamera umgibt, so meint man zwangsläufig, man müsse irgendwie andersartig werden. Mit dem passenden Dresscode „Business Casual“ oder einem lässig übertriebenen Künstler Outfit wie aus den Endsiebzigern neigt man schnell dazu, sich selbst wie der „Star“ der Runde zu fühlen.

Wie dem auch sei – sie macht richtig was her! Ich hingegen habe mich gegen das Künstler Outfit entschieden, da meine Termine zu irgendwelchen Vernissagen dann doch sehr überschaubar sind.

Ganz konservativ und mit einem unauffälligen Sommerdress á la Bermuda-Shorts und T-Shirt, entschied ich mich gemeinsam mit Silke den Industrielandschaftspark in Duisburg zu besuchen. Dort gab es gerade eine Fotomesse. Das war die Gelegenheit der C35 EF-P die neue große Welt zu zeigen.

Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt! Die Fotomesse entpuppte sich nicht als eine fotogene Zone. Gebrandet von der neusten Technik, nebst gefühlten 1000 angepriesenen „Must-have“-Zubehörprodukten und Fotoreisen, lachte mich wie aus dem Nichts auf dem Innenhof ein Ford Escort aus den 1990er Jahren an. Schnell ein schnurrendes Aufziehen des Fotoapparates, gefolgt von einem leisen „Klick „. DAS fühlte sich sehr gut an!

 

 

So kam es, dass mein erstes Foto mit der C35 EF-P dann doch noch auf der Fotomesse getätigt wurde. Ein bisschen Industriekultur durfte natürlich auch nicht fehlen. Wir schlenderten durch den Industriepark, die Konica stets mit der adretten Handschaufel am Gelenk. Mit der Einstellung „Allzeit Fotobereit “ erhielten wir einen interessanten Einblick über das stillgelegte Hüttenwerk. Stahl, soweit das Auge reicht – teilweise von der Natur zurückerobert. Und hin und wieder ein weiteres „ Klick“- Wunderbar!

 

 

Anfänglich war ich mir nicht sicher, mit welchem Film die Kamera bestückt werden sollte. Buntaufnahmen mag ich sehr gerne, irgendwie wollte mein Gedankenfluss zu einer Alternative aber keine Ruhe geben. Ich entschied mich für den s/w Ilford XP2 – als Experiment, da ich noch keine Erfahrungen mit Fotos nach dem C-41 Prozess hatte, mir aber bei der Entwicklung beim Drogisten meines Vertrauens eine gute und annehmbare Qualität versprach.

Einige Wochen später mit noch genug freie Fläche auf der Filmrolle ergab es sich, das Siegfried Spektakel in Xanten auch bekannt als Siegfriedstadt oder Colonia Ulpia Traiana besuchen zu können. Eine Zeitreise in das Mittelalter und ein Wiedersehen mit Rittern, Gaukler und Drachen. Hier gab es allerhand zu bestaunen. Seinen Namen hat das “Siegfriedspektakel“ von Siegfried von Xanten, einem Helden (der im Blut eines Drachen badete und dadurch unverwundbar wurde) im Nibelungenlied.

 

 

Was geschah in einer Burg? Wie erging es denn den Rittern im Mittelalter? Welche Handwerker und welche Produkte spielten damals eine Rolle? Wie haben die Menschen gelebt? Viele kostümierte und nahezu authentische private und leidenschaftliche Protagonisten „erspielen“ diese uns heute merkwürdige Zeit so gut, das man meint, man wäre nach dem Eintritt direkt mit einer Zeitmaschine ins Geschehen katapultiert worden.  

 

Nach ein paar Met (Honigwein), Bier oder auf Wusch auch Teufelsbier / Koboldkotze steht zumindest eine Tatsache fest: Das Leben im Mittelalter war [zumindest in der Realität] alles andere als einfach. Auch hier kam ich mit der kleinen Konica voll auf meine Kosten. Besonders dann, wenn das Aufziehen der Kamera oder ein echter Blitz immer wieder fragende und verwunderte Blicke entfachte!

 

 

Fazit: Die Konica C35  EF-P hinterlässt mir  einen tollen Eindruck. Optisch und Haptisch eine kultige Augenweide aus den manchmal vergessenen 1970/80er Jahren, wo Extravaganz und kühles Understatement gleichermaßen angesagt waren. Stimmt das Licht, der Abstand und das ruhende Motiv so hat man mit ihr eine tolle Zeit und interessante Ergebnisse. Spiel, Spaß und Schokolade ohne dabei eine negative Überraschung zu erleben. Kleine Abstriche gibt es leider beim Parallaxenausgleich. Hier wollen die im Sucher markierten Striche irgendwie nicht 100 % das Ergebnis auf dem Foto widerspiegeln. Auch sind die entwickelten Analogfotos trotz C-41 Prozess Entwicklung recht braun/farb- stichig geworden. Das liegt jedoch am Fotopapier. Die Negative waren ok. Wer im 21. Jahrhundert Lust auf erste Analogexperimente hat, sollte sich diese gutmütige „Knipse“ nicht entgehen lassen!

 

 

 

 

 

 

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert