35mm,  André,  PETRI,  Point & Shoot,  Review

PETRI PX5 – Blinzelnde 230g

Kennt Ihr dieses Gefühl?…  Man läuft über einen Trödelmarkt und auf einmal findet man in einem Haufen Haushalts- und Gebrauchtwaren einen älteren, kleinen, seit Jahren nicht beachteten Fotoapparat, der unbedingt seinen Besitzer wechseln möchte? Genau diese eine Kamera, die sauber gemacht und mit einem neuen Film gefüttert werden will? Ein Apparat, der nach langer Zeit endlich wieder das machen will, was er am besten kann: Fotografieren! So erging es mir mit folgender Kompaktkamera aus den frühen 1980ern… Mit dem Verkäufer wurde ich schnell einig und so kam es, dass ich eine tolle PETRI PX5 [sogar mit Gebrauchsanweisung] kurzerhand mein Eigen nennen durfte. Vorerst verschwand sie eine Zeit lang in meiner Tasche, doch ein paar Tage später an einem freien Wochenende schaute ich mir die irgendwie „knuffig“ wirkenden Kamera etwas genauer an, mit dem Ziel, sie wiederzubeleben.

 

 

Die PETRI PX5 ist eine wirklich adrette japanische 35 mm „Point and Shoot“-Kamera, die in den frühen 1980ern produziert wurde. Tatsächlich ist sie aber ein Blender, eine kleine Schwindlerin, denn hinter dem PETRI Branding steckt in Wirklichkeit eine COSINA CX5.

Eigentlich stand der Name PETRI für einen japanischen Kamerahersteller, dessen Marke aber gegen Anfang der 1980er Jahre an die Handelsgruppe Dixons Group in Großbritannien verkauft wurde. Für mich bleibt somit die Frage offen, ob die PETRI PX5 eines der letzten Produkte unter „Fremdherstellung“ noch aus dem Hause PETRI, oder schon die Dixon Eigenmarke war. Auch die Gebrauchsanweisung gab mir keine weiteren Auskünfte.

Grund genug, an dieser Stelle den Geschichtsunterricht zu beenden. Schließlich kommt es darauf an, ob die PETRI ein würdiger Vertreter der damaligen Kompaktklasse war.

Die erste Zuneigung bestand darin, den Fotoapparat gründlich zu reinigen. Über die Jahre hatte sich sehr viel Schmutz in (fast) jeder erdenklichen Ritze hartnäckig angesammelt. Nur die Linse zeigte sich zu meiner Überraschung in einem Bestzustand, dazu aber später mehr. Auch die Mechanik schien absolut in Ordnung, sodass ich ohne Bedenken den „Trödelmarktfund“ mit einem Film bestücken konnte. Die passende ASA Einstellung gibt’s dazu auf der Front.

 

 

Der damalig eingesetzte Kunststoff wirkt optisch nicht billig und macht darüber hinaus die PETRI PX5 mit ihren nur 230g zu keinem schweren Vertreter ihrer vergleichbaren Art. Die Farbgebung Schwarz mit roten Akzenten gefällt mir sehr gut. Aufgezogen (und wieder eingerollt) wird der Film per Hand und zwei handelsübliche AAA Batterien sollten der Kompaktkamera endlich ein weiteres Leben einhauchen. Ein Blitzlicht ist integriert, es fährt mechanisch mit ordentlichem Druck aus dem Gehäuse, sobald der Schieber auf der Frontseite über dem ASA Abgleich betätigt wird. Sogar ein kleines Zählwerk neben dem Auslöseknopf wurde der PETRI bei Herstellung gespendet. Sehr gut durchdacht ist der drehbare Objektivdeckel (im Originalen heißt er übrigens „Einzigartige Blinzelblende„), der mit einer Drehung von 180 Grad nicht nur die verdeckte Linse freigibt, sondern auch automatisch den Auslöseknopf entriegelt. Der Deckel hält somit beim „Nichtbenutzen“ der Kamera alles schön sauber und als toller Nebeneffekt werden ungewollte Auslösungen drastisch reduziert.

 

 

Deckt man das Fotosensorauge nach Öffnung/Drehung der „Blinzelblende„ mit einem Finger ab und drückt gleichzeitig leicht den Auslöser, so erwirkt man sogar einen Batterietest. Eine kleine rote Lampe (LED Indikator) im Leuchtrahmensucher leuchtet im besten Fall konstant. Sonst heißt es Batterietausch! Blinkt das Lämpchen beim normalen Fotografieren, so wird durch die Belichtungsautomatik die mangelnde Lichtqualität moniert. Die LED bittet somit höflichst um mehr Licht oder um die Erforderlichkeit des Elektronenblitzes. Für einen kleinen „Point and Shoot“-Apparat und in Anbetracht des Alters, hat die PETRI PX5 doch mehr Elektronik verbaut, als man vorab annehmen würde.

Drei „üppige“ Fokuszonen bzw. Zonenscharfeinstellungen werden der f/5,6 F=33 mm Linse geboten. Ein Schieber mit passenden Symbolen unter der Linse überlässt dem Anwender die Möglichkeit, selbst zu wählen, welche Zone die gerade richtige ist. Zur Auswahl stehen a) Unendlich b) Schnappschuss c) Portrait.

Ich drücke mit ausgeklapptem Blitz und geöffnetem Objektivdeckel vorsichtig den Auslöser und mache voreilig, vielmehr unbeabsichtigt einen ersten „Shoot“ aber ohne „Point“. Es blitzt und die Ablichtung landet souverän auf der Filmpatrone. Schnell spanne ich den Film nach, mit dem peinlichen Wissen, ein Foto verschwendet zu haben. Ich verkaufe mir selbst diesen „Fauxpas“ natürlich als Test, denn auch das unmittelbare „Vorspulen“ will selbstverständlich ordnungsgemäß getestet werden 😉

Mit der PETRI PX5 habe ich einige Zeit verbracht und viele Aufnahmen gemacht. Ich besuchte gemeinsam mit Silke das Siegfried Spektakel in Xanten, eine alte Ruine in Rees und nutze den Fotoapparatsonst auch für für viele Gegebenheiten.

 

 

Dabei zeigte sich das Gerät sehr vorbildlich. Am letzten Foto angekommen, blockiert der Auslöser und ich wusste, dass nun der Film am Ende angekommen war. Auf der Unterseite galt es den „Blockadeknopf“ einzudrücken und zu halten. Das manuelle Zurückspulen erfolgt parallel – eine kleine Kurbel mit Pfeil ist selbsterklärend.

Dann geschah das, was leider nicht eintreffen sollte. Etwas blockierte im Vorgang und immer wieder versuchte ich, mit der Kurbel ein Zurückführen des Filmes zu erwirken. Nichts für einen Grobmotoriker wie mich. Nach dem 3. Versuch zerlegte sich die Kurbel und wie in Zeitlupe sah ich noch eine Metallfeder an mich vorüberziehen. Was für ein Ärgernis! Fluchend stehe ich auf dem Parkplatz und beäuge den Schotterboden. Na Bravo! Doch siehe da, die Minifeder lag direkt vor meinen Füßen. Leider fand ich nicht mehr alle Teile und mit einer selten dagewesenen Frustration begab ich mich gen Heimat.

Zuhause gelang es mir jedoch, den Film zu entnehmen. Das Badezimmer wurde kurzerhand zur Dunkelkammer umfunktioniert und die fehlende Kurbel vorab provisorisch durch eine Schraube ersetzt. Völlig im Dunkeln mit einer Flachzange bewaffnet herrschte nur noch mein Tastsinn über alle weiteren Körperfunktionen. 

 

FAZIT: Die PETRI PX5 macht Spaß, ist aber nix für Grobmotoriker wie ich es bin. Die Fotos sind gemessen an einem 1980er Jahre Fotoapparat zufriedenstellend. Das Handling als solches ist ebenfalls tadellos. Die „Knuffige“ Optik mit, die sogenannte „Blinzelblende“ sind einzigartig und schützen die Linse. Sie ist eine sehr angenehme Fotozeitgenossin!

 

 

 

 

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