Voigtländer Vito automatic – So schön kann alt sein!!!
Nachdem mich der Lordomat an den tollen, wertig scheinenden, silberfarbenen Kameras zweifeln ließ (geschweige denn an mir selber 😉 ), hat mir die Voigtländer Vito automatic den Spaß an diesen anmutigen Schätzchen zurück gebracht! Der Respekt davor ist zwar noch vorhanden – die Angst und Unsicherheit jedoch gewichen 😉
Nach der einfachsten Handhabung einer point and shoot-Kamera (der Minolta AF-E II mit tollen Ergebnissen), bedeutet es hier wieder: Fotokönnen beweisen! Naja… Halbwegs… Sie heißt ja nicht umsonst „automatic“! 😉 Und zwar greifen einem hier die vorhandenen Selenzellen mit der Blendenwahl unter die Arme 🙂 Somit schon mal ein Parameter, der nicht mehr manuell eingestellt werden braucht… Bzw. muss man beim ersten Film vielleicht ein bisserl beten… Denn bis zur Entwicklung weiß man ja noch gar nicht, ob diese Zellen überhaupt noch einwandfrei arbeiten…! Ich versuche mich mal in einer kleinen Einführung zu diesem Thema und der Funktion. Ich bin zwar technisch überhaupt nicht bewandert, gebe jedoch mein Möglichstes, es selber zu verstehen und vereinfacht wiederzugeben. Das Wichtigste vorab: Da die Selenzellen auf Licht reagieren und ihre Elektronen dabei kontinuierlich als Halbleiter abgeben, besteht nur eine bestimmte Haltbarkeit!! Bedeutet: Nicht im Hellen lagern! Es geht hier nicht darum, dass diese generell nach 10 Jahren ihre Arbeit verweigern; sondern wie lange sie in ihrem Leben schon mit Licht interagiert haben!!! Also immer brav damit in den Schuhkarton 😉
Somit heißt es: Bei viel Lichteinstrahlung viel Strom, bei geringfügiger Sonne dementsprechend weniger. Zusätzlich befindet sich in der Kamera eine drehbare Spule inkl. Magnet, an der wiederum eine Nadel angebracht ist, die je nach Stromstärke ausschlägt. Zu der Halbautomatik der Blendenwahl fand meine Suchmaschine Folgendes: Das Trap-Needle-Prinzip. Und glaubt mir eines: Hätte ich irgendwas davon verstanden, würde ich es Euch hier mitteilen 😉 So müsst Ihr Euch das leider selber bei Interesse suchen und aneignen 😉 🙁 Verständliche Gastbeiträge (für Dumme wie mich) sind sehr gerne gesehen 😉
Zurück zur Voigtländer.
Andre hat mich für leicht verrückt gehalten (nix Neues übrigens 😉 ), dass ich diese doch recht alte Kamera ohne Stativ zur Düsseldorfer Kirmes mitgenommen habe. Bzw. – ein Stativ war zwar am Mann; jedoch an einem Samstagabend in der Landeshauptstadt quasi nicht einsetzbar. Aber ich liebe den Tumult! Da findet sich bestimmt immer ein Motiv/eine Situation, die sich lohnt abzulichten! Wie z.B. dieser Zufallstreffer, den ich erst nach der Entwicklung entdeckt habe! Wie geil ist bitte die Kombi mit dem Schild in diesem altertümlichen Fahrgeschäft mit den Männern darunter 😉 Ich mag es 😉
Aber weiter zur Kamera und den reinen Funktionen: Am Rückspulknopf kann man als erstes für sich eine kleine Erinnerung einstellen: Brettmuster für einen innen liegenden SW-Film, Sonne für für eine hohe ASA-Zahl und eine Glühbirne für schlechte Lichtverhältnisse. Dafür einfach die kleine Nabe auf dem jeweiligen Objekt fixieren. Dies hat keine Auswirkung auf die Aufnahmen! Sie ist nur ein Reminder für Euch, welche Negative im Fotoapparat liegen (gar keine so dumme Idee… Meistens fehlt ja ein Sichtfenster für die Filmpatrone (daher ja auch schon mein Hack bei der Minolta))!
Geöffnet wird die Rückwand ganz simpel links an der Seite des Gehäuses, indem Ihr den kleinen, silberfarbenen Hebel ganz nach unten drückt. Das Zählwerk wird anfangs manuell „genullt“: Wenn es ein 36er Film ist, das Rädchen auf die Raute positionieren. Bei jedem Nachziehen wandert die Skala weiter gen Null. Kleinere Aufnahmemengen dementsprechend vorab weiter nach vorne schieben.
Den Blendenring hatte ich ja auf „A“ wie Automatik stehen. Ansonsten ist diese manuell von 2,8-22 einstellbar. Die Entfernung wird wie bei vielen alten Kameraden geschätzt. Wobei die originale Bedienungsanleitung grob drei Tipps/Voreinstellungen dazu liefert: Der rote Punkt steht für Porträts, das Dreieck für Gruppen und der Kreis für Landschaftsaufnahmen. Daran orientiere ich mich jedoch nicht – ich scheine im Entfernungsschätzen nicht die Schlechteste zu sein (stellt sich sonst noch jemand einen auf dem Boden liegenden Zollstock oder die eigene Schrittlänge dabei vor?!?! 😉 😉 )!
Nun jedoch zu einem ganz wichtigen Punkt für die Fotografie mit der Vito: Die ASA/ISO-Einstellung steuert die Verschlusszeit!!! Bei unseren Filmrollen wird ja für gewöhnlich die ASA genannt. Die meisten älteren Kameras arbeiten jedoch nur bis zu einer Lichtempfindlichkeit von „200“; sprich 24 DIN/ISO! Und das ist bei der Voigtländer eine Verschlusszeit von 1/500! Weitere Einstellungen: ASA 100 (21) = 1/125. ASA 50 (18) = 1/125 und ASA 25 (12) = 1/60. Eine Verwacklungsgefahr ist also kaum gegeben!!!! Somit muss ich die gesamte Zeit mit der kürzesten Verschlusszeit gearbeitet haben (ich lese (im Gegenzug zu Andre 😉 ) ja erst im Nachhinein die Bedienungsanleitung. Ist doch sonst langweilig 😉 😉 😉 ). So sind die Jungs auf der Skaterrampe auch schön scharf geworden innerhalb der Bewegung!
Die bunten Kringel (Klugscheißermodus an: Newtonsche Ringe) auf dem Bild kommen übrigens von dem Einscannen der Negative mit einer Glasplatte darauf!!! Ich bin da nicht so perfektionistisch wie Andre 😉
Wenn Ihr fleißig wart und der Film voll ist, müsst Ihr nur links unter dem Sichtfenster den Hebel betätigen und der Rückspulknopf springt nach oben hoch.
Erneuter Warnhinweis!!! Trotz der Klobigkeit macht die „Bereitschaftstasche“ einen Sinn (und nein; nicht wegen dem Dreck in meinen Taschen 😉 Okay – auch das 😉 ). Die Einstellräder und die Halterung des Blitzschuhes sind sehr scharfkantig! Ihr könnt Euch alle empflindlichen Oberflächen verkratzen, die damit in Berührung kommen!!!
Wir haben wirklich zu viele Kameras und zu wenig Platz, um alle zu behalten. Somit geht diese Voigtländer demnächst leider an einen anderen Liebhaber. Haltet sie Euch jedoch für eine Anschaffung auf jeden Fall im Hinterkopf!!!
Es gibt auch nackte Fakten: Gebaut durch Voigtländer zwischen 1961 und 1965. Verschluss 1, 1/30 bis 1/500 Sekunde. Festbrennweite beträgt 50mm – quasi das, was das Auge auch so wahrnimmt. Automatische Blendenwahl durch Selenzellen möglich.
Fotografiert wurde mit einem Kodak Gold 200.
Alles andere steht oben 😉