35mm,  André,  Bridge Kamera,  Canon,  Review

Canon Epoca 135 – Indiskretes Fotografieren neu erleben!

Ein weiterer Begleiter unserer Weltraumflotte ist die Epoca 135 aus dem Hause Canon. Sie stammt aus den frühen 1990ern (Einführung 1992 als Relounche), einer Zeitepoche, in der viele Fotoapparate rein optisch gerne skurril sein durften. Aus der Gattung der Bridgekameras war die Epoca 135 ein Modell, das durch ihre Einhandbedienung und Bauform wohl mehr an eine Videokamera als an einen klassischen Fotoapparat erinnert. Eine Spiegelreflexkamera ist sie jedoch nicht und der Ausdruck der Kompaktkamera hinterlässt beim ersten Anblick auch so manche Fragezeichen.

 

 

Für einen fotobegeisterten Handwerker scheint ein solch futuristisch anmutender Fotoapparat auf den ersten Blick (vielleicht) uninteressant zu sein, aber schaut man sich Modelle aus gleicher Zeit von Chinon oder Olympus an, so wird man feststellen, dass diese Art der „Galaktischen Weltraumjets“ wohl eine gewisse hartgesottene Fangemeinschaft hat.

Indiskretes Fotografieren neu erleben! – so habe ich mich gefühlt, als ich gemeinsam auf einen Kurztripp mit Silke in London zum ersten Mal die Epoca 135 ausprobieren konnte. Die Bridgekamera liegt trotz üppigen Abmessungen zweifelsohne gut in der Hand und die Bedienung ist nahezu intuitiv. Dass alles am Gehäuse aus Platik ist, stört mich nicht – im Gegenteil, es spiegelt die hippe Plastik- bzw. Kunstoffära der 90er auf seine besten Weise wieder. Nur die Blicke jener Passanten, die mein Treiben mit dem nostalgieschen „Weltraumklotz“ beobachteten, waren wirklich unbezahlbar.

 

Oben: Zoomwippe, Sucher 1 und 2x LED/Unten: Timer, Portät, Blitz, Serienbilder und Rückspuhlfunktion mit Display

 

Der 38-135 mm-Fokus lädt durch Betätigen der Zoomwippe schnell zum Experimentieren ein, und mit dem zweiten Minisucher auf der Oberseite hat man eine interessante Alternative geschaffen. Was der IR-Fokus jedoch zu 100 % im Detail anvisiert, bleibt dem Nutzer trotz grüner LED-Anzeige bis zur Abholung der Fototasche/Wundertüte verborgen, da bei beiden Suchern der Blick nicht durch die Linse erfolgt. Zumindest gibt es aber eine Taste für Porträtfotos, die ein ungewolltes Fokussiermanöver in die Ferne gut unterbinden kann.

 

 

Auch der Blitz ist stark genug. Diese Feststellung machte ich, als ich aus Versehen die Kings Live Guard (Horse Guard) bei Wachablösung fotografierte. Wo das Pferd die Augen weit öffnete, kniff die Wache gleichermaßen die Augen zusammen (siehe Gallerie).

Besonders gut finde ich die Technik der Filmführung. Dieses geschieht auf der Unterseite der Epoca 135. Der Film wird umgelenkt und quasi ins Gehäuse gewickelt. Dort verbleibt er nahezu lichtgeschützt, bis der automatische oder gewollte Rückspulvorgang den Film zurück in die Patrone transportiert.

 

 

Foto: Eine 2CR5 Batterie ist notwendig  – Und diese ist leider auch schnell leer!

 

Seit der CHINON GS-7 oute ich mich als Fan der älteren analogen Bridgekameras. Das Fotografieren und die Handhabung machen sehr viel Spaß, und durch die Automatikfunktionen muss ich mich als Nutzer lediglich auf das Motiv konzentrieren. Diese Art der Einhandfotografie ist für mich sehr stimmig, auch wenn es für einen Außenstehenden bestimmt sehr einseitig und langweilig klingt. Somit verstehe ich natürlich auch das Veto der Profis. Das erlernte und angeeignete (Foto)Wissen kann nicht mit der Canon Epoca 135 umgesetzt werden. Aber dafür wurde die Epoca 135 auch nicht gebaut. Vielmehr ist sie ein Kompromiss aus guten automatischen Schnappschüssen mit tollem Zoompotential, ohne eine gesonderte Ausrüstung mit sich führen zu müssen. Ausprobiert habe ich die Kamera in London und in den Niederlanden. Ohne Zusatzgepäck eine feine Sache!

 

 

Fazit: Die Epoca 135 bleibt eine Bridge-Point-&-Shoot-Kamera mit großer Zoomreichweite, auch wenn sie sich in der Handhabung ein wenig wie eine Spiegelreflexkamera gibt. Gerade auf Reisen zeigt sie, wie praktisch die außergewöhnliche Bauform und die Einhandbedienung sein können. Separate Einstellung in puncto Belichtung- oder Verschlusszeiten ist im Detail nicht sonderlich möglich. Sie bereitet dem Anwender viel Freude, aber auch viel Aufsehen. Auf diversen Plattformen kann man die Epoca 135 recht günstig kaufen. Sie ist ein toller Zeitzeuge, den man unbedingt ausprobieren sollte.

 

 

 

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