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Kodak Retina 1a – Mutig in die Nacht

Eine kleine, handliche Kamera ist sie ja, die Kodak Retina 1a. Zusammengefaltet, sowohl mit geöffnetem Objektivdeckel. Beim Blick ins Herz (oder besser gesagt das Auge, also die Linse) des Fotoapparates, sieht man nach der Reinigung nun auch: Unsere erste Kamera mit Glaspilz

 

 

Da hilft kein Schrubben…! Die kleinen Sporen sitzen an der Innenseite. Wie es nun mal so ist: Ich liebe das Pils und Pilze lieben wie ich die Feuchtigkeit 😉 🙂 😉 Somit ist meist eine falsche Lagerung (z.B. im Keller) schuld daran. Oder aber auch eine kontinuierliche „Bereitschaft“ im Auto während der kalten Jahreszeiten. So wie die Autoscheiben beschlagen, kann man es sich auch im Inneren der Kameras vorstellen… Also dies immer im Hinterkopf behalten, wenn Ihr ein Schlafplätzchen für Eure Fotoapparte und Objektive sucht!!! Trotz dieser Punkte auf der Linse verdient die Kodak Retina jedoch eine Chance 😉 Keine Einbahnstraße in die ewige Dunkelkammer 😉

 

 

Nur ein kurzer Balg schiebt sich heraus, wenn man den kleinen Knopf auf dem Kameraboden betätigt. Generell finde ich den Fotoapparat optisch sehr ansprechend: Nicht prollig aufdringlich, eher schlicht mit der eckigen Metalleinfassung der Linse und den Einstellringen! Es gibt jedoch zwei „Probleme“… Das erste gilt generell für diesen Bautyp: Das Sucherfenster ist dermaßen klein, dass man es sich bei dieser minimalistischen Größe fast hätte sparen können 😉 Da passt ja kaum meine Pupille durch 😉 Das andere Ärgerliche (wahrscheinlich nur bei meiner Kamera): Der Spannhebel zieht kontinuierlich durch; kein Anhalten als Info, dass das nächste Foto geschossen werden kann… Zusätzlicher Wermutstropfen: Das Bilderzählwerk, welches man am selbigen Hebel per Hand zum Rückwärtszählen einstellen muss, tut auch nicht seinen Dienst… 🙁 Somit war ich beim ersten und zweiten Foto so irritiert, dass ich nicht mehr wusste, ob ich schon gespult hatte oder nicht, wodurch dann diese (wie ich finde noch nicht mal ganz so üble 😉 ) Doppelbelichtung bei herum kam 🙂

 

 

Und ab da war ich mir unsicher… Reicht 1x spannen bis zum nächsten Bild? Oder ist es zu wenig und ich riskiere dadurch ständig Fotoüberlappungen??? Sicher ist sicher… Also den Hebel lieber 2-3x bewegen…! Logische Konsequenz: Auf einem 36er Film sind nur 11 Aufnahmen entstanden. Was ich jedoch verkraften kann! Denn von diesen sind (außer zwei) etwas „geworden“! Sowohl von meiner Motivwahl, als auch der dazugehörigen Belichtungseinstellung. Hat man doch auch selten 😉

 

 

Aber ich überspringe das Einlegen der Filme 😉 Aufgeklappt wird die Rückwand über einen kleinen, silberfarbenen Hebel an der linken Seite. Am Rückspulknopf wird der eingelegte Film gekennzeichnet: Color Tageslicht, Color Kunstlicht, Infrarot, ISO 16-160 (reine Erinnerungsfunktion, da man sich die Belichtungseinstellungen selber überlegen muss). Ich hatte jedoch einen Ilford Delta 400 verwendet – konnte ich mir auch so merken 😉

Der Herbst ist da und somit die schnelle Dunkelheit nach Feierabend. Meine Idee diesmal: Nachtfotografie. Auch gerne mit bunten Neonschriftzügen, obwohl ich ja einen SW-Film intus hatte. Das spricht doch schließlich für die Farblosfotografie: Die eigene Fantasie mal wieder zu fordern 😉
Da war es wieder, unser Problem: Das Landleben 🙁 Bei einsetzender Dämmerung werden hier die Bürgersteige hochgeklappt und gerade mal zwei Tankstellen haben länger als 22 Uhr geöffnet. Nicht jammern; immerhin etwas!
Also: Andre und ein Stativ unter den Arm geklemmt! (Was ich für gewöhnlich sehr ungern tue… Ich empfinde es als weiteren Ballast zur schon vorhandenen Fototasche und bis die passende Höhe und Winkel zum Motiv eingestellt sind, kriege ich schon meinen ersten Nervenzusammenbruch (ich bin eher die „Aus-der-Hüfte-Schießerin 😉 )). Endlich positioniert, will die Retina komplett per Hand eingestellt werden: Blende 2,8-16, Verschlusszeiten zwischen B und 1/500. Man lernt nach einigen Kameras ein Gespür für die Kombinationen aus Helligkeit, Verschlusszeit und ISO des Filmes zu bekommen, wird mutig und misstraut hier und da der Belichtungsmesser-App. Nach Gefühl wurde es bei mir die größte Blende von 2,8 und 1 sec Lichteinfall. Tadaaaaaaa: Es hat funktioniert 😉 Glück oder Können – man weiß es nicht so genau 😉

Die Festbrennweite liegt bei 50 mm. Auch hier wieder optimal, wenn Ihr (so wie ich) schon direkt den Bildausschnitt beim Fotografieren und nicht erst beim Vergrößern festlegen möchtet. Auf Zelluloid gebannt wie gesehen quasi 😉 Auch ein Lernprozess meinerseits: Nachdem bei der Zeiss der Ausschnitt mit meinem Kopfkino so überhaupt nicht überein stimmte, da die Brennweite 70 mm betrug und die Linsen leicht „zoomen“, schaue ich jetzt immer VOR dem ersten Einsatz der Kamera neben die Linse auf diese wichtige Info!!!
Die Entfernung wird zwischen 1m und unendlich geschätzt. Ein kleiner Hinweis zur Bedienung der Kodak meinerseits: Das schwarze „EntfernungsÖhrchen“ muss UNTEN in der Ecke liegen, wenn Ihr die Kamera wieder schließen wollt!!! Sonst fragt Ihr Euch, warum die Klappe nicht mehr zu geht 😉

 

Hier besagtes Öhrchen 😉

 

Auffällig beim Betrachten der Positive ist, dass die Retina zwar die Dunkelheit mochte, jedoch keine direkte Lichtquellen in diese hinein. So muss der Kontrast im Nachhinein verändert werden!
Hierzu sei gesagt: Ich bearbeite meine Fotos mit Software in dem Maße, wie es „früher“ auch nur möglich gewesen wäre!!! Also im Kontrast und der Farbsättigung, die Helligkeit und evtl. den Ausschnitt!!! Alles, was ein Vergößerungsgerät, Farbfilter und das Fotopapier beeinflussen konnten! Ich schärfe nicht nach und greife nicht ein, indem ich ungewollte Objekte o.ä. entferne! Das ist mir zu manipulativ! Denn dann bräuchte ich nicht mit Filmen arbeiten und könnte direkt digital fotografieren…!

Mein absolutes Lieblingsfoto ist das mit dem Kopfsteinpflaster an der Hochschule vor Ort (siehe in der Galerie unten!). Aber auch die beiden Bilder von „Tiger and Turtle“ auf der Halde in Duisburg sind absolut gut geworden! Und ich erinnere an meine Einleitung: Die Linse ist noch nicht mal in einem perfekten Zustand!

Die Kodak Retina 1a hat mich durch die Ergebnisse bei den „schwierigen“ Lichtverhältnissen zu ihrem Alter und Zustand positiv überrascht!!! Daumen hoch! Zum Schließen der Frontklappe die schwarzen, kleinen Knöpfe ober- und unterhalb der Linse gleichzeitig zusammendrücken und aktiv den Deckel in seine Grundposition zurückdrücken. Fürs Zurückspulen den Knopf unterhalb des Auslösers zum Entriegeln der Spule gedrückt halten!
Veel plezier!

Hier die nackten Fakten:
Hersteller Kodak AG, Retina 1a Typ 015 mit Blende bis 2,8 (es gibt noch eine bis 3,5!), Verschlusszeiten B – 1/500, gebaut von 1951-54, Festbrennweite 50 mm, verwendeter Film: Ilford Delta 400

 

 

 

 

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