35mm,  Ihagee,  Review,  Silke,  Spiegelreflex

EXA 1a – Eine Kamera für die Horizontale

Wow wow wow! Die EXA 1a hat mir während des Fotografierens ja schon Spaß gemacht – aber dass die Ergebnisse genauso umwerfend ausfallen, hätte ich nicht gedacht!

 

 

Und Andre hat mich noch gefragt, warum ich nicht das „gute“ Objektiv aufschraube. Und genau da liegt doch unser Motto: Es will ALLES getestet und nicht schon im Vorhinein degradiert/vorverurteilt werden (die Erfahrung hat Andre ja schon mit der Traveler und ich mit der Revue 35FC machen dürfen)! Und das Domiplan 50/2,8 von der Meyer-Optik hat auf dieser EXA 1a eine tolle Arbeit geleistet! Ich bin sprachlos!!! Die Schärfe ist so genial!!! Wieder stellt diese Kamera unter Beweis: Nur weil sie im Netz oft und recht günstig zu bekommen ist, heißt es nicht, dass sie nichts taugt!!! (ich kann gerne noch ein paar Ausrufezeichen dahinter setzen 😉 ). Lorettas Balken werden am Ende glühen 😉

 

 

Ihr öffnet die Kamerarückwand über das Rad am Boden: Sind die Punkte parallel, ist der Fotoapparat geschlossen, sind sie versetzt, kann die hintere Hälfte des Gehäuses nach unten abgezogen werden. Entnehmt die rechte Aufspannspule und fädelt das Ende des Filmes ins Metallstück. Obacht! Arbeitet sauber und parallel zum Spulenboden! Zieht und löst vorsichtshalber zur Kontrolle zwei mal auf und aus! Die Rückwand wie gehabt dann schließen.
Das Zählwerk im Spannhebel müsst Ihr zuvor auf die maximale Negativlänge einstellen. Bei jeden Aufziehen wird dann rückwärts gezählt. Die EXA 1a gibt übrigens erst nach dem Spannen die Sicht auf das Motiv frei! Nach dem Auslösen bleibt der Spiegel oben.

Die EXA 1a ist kein Apparat für einen Fotowalk mit zu viel Bier 😉 Denn der Lichtschacht, welcher durch Druck auf den kleinen schwarzen Steg aufspringt, ist seitenverkehrt…! Über Kopf das Chile-Haus in Hamburg parallel auszurichten, hat seine Zeit gedauert (und war letztendlich doch nicht von Erfolg gekrönt 🙁 ). Es sei hier erwähnt, dass wir uns mit dem lieben Jens Hesse zum ersten mal live getroffen haben 🙂 Ein wirklich schöner Abend mit einem Gleichgesinnten 🙂

 

 

Auf jeden Fall braucht man bei diesem Fotoapparat ein gutes Switch-Vermögen im Hirn oder man muss halt so lange ausprobieren, bis der Ausschnitt passt. Rechte Ecke oben anheben bedeutet also nicht die selbe Wirkung in der Kamera 😉 Und daher auch meine Überschrift: Probiert Euch mal mit der EXA 1a im Hochformat! Ich habe dies in Xanten im Freilichtmuseum bei der Säule versucht und war bedient. Noch mehr Aufwand zu recht, links, oben und unten 😉 Aber hier gilt garantiert: Übung macht den Meister! Seid Ihr oft und kontinuierlich mit dem Gerät unterwegs, ist diese „Problematik“ für Euch letztendlich gar keine mehr! (Ich nehme mal vorweg, dass Andre wiederum damit gar nicht zurecht kommt und ich „seine“ EXA demnächst übernehmen „darf“ 🙁 😉 )
Nichts desto Trotz ein erstes „Holla“! Alleine der Blick durch den Sucher ist grandios und man fühlt sich mitten in die zu fotografierende Szene versetzt! Ihr müsst die Augen direkt über das Glas für die Schärfeeinstellung legen (andere Kameras benötigen ja eher einen Abstand zur Visualisierung) und Ihr habt das Gefühl dreidimensional im Foto zu verschwinden. Das erste Wow!

 

 

Das nächste „Problem“ (oh Gott – ich rede den Fotoapparat noch schlecht 😉 ) ist das Handling als Rechtshänder (!). Denn der Auslöser befindet sich links diagonal oben! Das intuitive mit links am Objektiv Scharfstellen und dann schnell mit dem rechten Zeigefinger auslösen hat sich damit erledigt… Ich habe oftmals nach dem gewohnten Muster gearbeitet und musste für „den Abschluss“ doch wieder umpacken 🙁 Blöd, wenn man eine spontane Szene festhalten möchte und der rechte Zeigefinger nutzlos zuckt 😉 Der Mensch ist halt ein Gewohnheitstier 😉 Gegen ungewollte Bilder gibt es an der Kamera eine Auslösesperre. An der Rückwand befindet sich ein kleiner Hebel: Ist der kleine rote Punkt sichtbar, ist kein Abdrücken möglich!

Ist die Kombi aus Ausschnittausrichten und Auslösen mit der vermeintlich „falschen“ Hand im Sack, kommt mein zweites Wow: Dieser Klang, wie der Spiegel nach oben schnellt! Ein tolles, sattes „Klonk“! Das erste Mal, dass mich eine Kamera akustisch gecatched hat!!! 🙂

Zum Abschluss des Filmes ein dickes Problem beim Rückspulen: Obwohl ich den kleinen Knopf neben dem Auslöser gedrückt hatte und doch eigentlich in die entgegengesetzte Richtung zurückspulen wollte, riss mir der Film von der Originalspule ab. Keine Ahnung, wie das passieren konnte!! Nun stand ich da mit meinem dummen Gesicht… Wir entwickeln nicht selber, so dass man den SW-Film „mal eben“ in die Entwicklungsdose hätte einfädeln können… Erster hilfloser Versuch: Ab ins Badezimmer und den Film versuchen, vorsichtig in die Patrone zurückzudrücken. Dies funktionierte nur begrenzt, da das Zelluloid ja nicht enganeinander aufgewickelt werden konnte. Alles wieder einiger Maßen ordentlich in die Kamera drücken und tief durchatmen. Ein Plan B musste her. Und nach anfänglicher Panik (war nun alles umsonst mit der EXA 1a?!) kam langsam mein logisches Denken zurück: Wir haben doch in unserer Kleinstadt tatsächlich ein Profilabor! Das Urbanfilmlab!!! 🙂 Schnell telefonisch eine erste Kontaktaufnahme mit Problemschilderung und uns sollte gerne geholfen werden 🙂 Nach der Arbeit fuhr ich zum Lab, gab eine kurze Beschreibung wie man bei diesem Fotoapparat an den Film kommt und schon ging es mit ihr in die Dunkelkammer. Tadaaaaa – gerettet! 🙂 Und weil ich schon mal da war, habe ich direkt den Lomofilm der Pentax ebenfalls zum entwickeln dagelassen 😉
Herzlichen Dank an Friederike und ihren Mann für diese liebe, schnelle und unkomplizierte Hilfe!!! Da wir selber (stümperhaft 😉 ) scannen, brauchten wir diesen Service der beiden nicht in Anspruch nehmen.

 

 

Das letzte Wow gilt selbstverständlich der Qualität der Bilder! Wie anfangs schon erwähnt: Diese Schärfe ist erstaunlich!!! Der starke Sonnenschein beim Bikertreffen hat das Objektiv glänzen und meine Augen leuchten lassen!!! Und dabei war dies die günstigste Spiegelreflex, die von dieser Firma zu bekommen war! Ihr könnt auch gerne eine andere Linse ausprobieren! Links unter dem Auslöser befindet sich ein kleiner Hebel, den Ihr nach unten drücken müsst, wenn Ihr einen Wechsel betreiben wollt.
Ein kleiner Wermutstropfen: Die kürzeste Belichtungszeit ist 1/175. Schnelle, bewegte Motive könnt Ihr somit nicht einfrieren.

Eine wertig anmutende Kamera mit einem etwas gewöhnungsbedürftigen Handling des Suchers und Auslösers mit spitzen Ergebnissen!!! I like!!! 🙂

 

Die nackten Fakten:
Hersteller Ihagee Kamerawerk Dresden, Baujahr 1964-77, Kleinbildfilm, auswechselbarer Sucher: Lichtschacht oder Pentaprisma (einfach für den Tausch nach oben abziehen), verwendeter Film: Ilford XP2

 

 

 

 

 

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