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Kodak Disc-Format – Von Top zu Flop!

Eines der verrücktesten und gleichzeitig irgendwie coolsten Filmformate seiner Zeit war wohl das von Kodak entwickelte Disc-Format. Lange vor dem Advanced Photo System (kurz: APS) brachte der Hersteller Kodak 1982 das Disc-Film-System auf den Markt. Es sollte den Pocketfilm ablösen und bestand aus einem Disc-Fotoapparat und dem dazugehörigen Disc-Kassettenfilm.

 

 

Um den Konsumenten das neue Disc-Format schmackhaft zu machen, baute Kodak zahlreiche neue Funktionen in seine Disc-Kamera ein. Neben automatischem Laden, Vorspulen, Blitzen und Belichten war das System durch seine extrem flache Bauweise optisch ein wahres Wunderwerk und versprach auch dem Laien einfachste Handhabung und viel Spaß.

 

 

Neben Kodak als Entwickler hatten nach der Markteinführung viele namhafte Kamerahersteller eine Disc-Kamera im Sortiment. Auch die Firma Osram, eigentlich eher aus der Leuchtmittelindustrie u. a. für Autobeleuchtung, Dunkelkammer oder Blitztechnik (oder die klassische Glühbirne für zu Hause) bekannt, hatte einen solchen gelabelten Fotoapparat aus japanischer Produktion im Portfolio. In unserem Fall als Auto-„Unfall-Set“. Das Flash-Disc-Autoset war eine ideale Ergänzung, um bei einem Unfall eine schnelle „Ist“-Aufnahme zu machen. Hier spielten die extrem flache Kamera und die „narrensichere“ Bedienung der Kamera dem Hersteller Osram marketingtechnisch sehr in die Hände.

 

 

 

Auf einer Scheibe von 63 mm Durchmesser befanden sich jeweils 15 Negative. Die einzelnen Negative hatten eine Größe von 8 mm × 10,5 mm. Im Vergleich zu den Negativen der Pocketfilme bieten sie also (+) 40 % weniger Fläche.

 

 

Disc-Format Filme gab es nur als Farbnegativfilme. Dia- und Schwarzweißfilme wurden nicht angeboten. In den ersten Jahren waren sie zwar leicht zu bekommen, aber nur wenige Fotolabors übernahmen aus Kostengründen die Entwicklung.

Das Disc-Format hat sich vor allem wegen der schlechten Bildqualität nie richtig durchgesetzt. Besonders bei größeren Papierabzügen zeigten sich die Grenzen dieser Technik. Um das kleine Negativformat auszugleichen, verwendete Kodak in seinen Disc-Kameras Objektive von höherer Qualität als in den meisten Point-and-Shoot-Kameras jener Zeit. Außerdem verwendete Kodak bessere Filmemulsionen mit feinerem Korn, die dem Kleinbildfilm um einige Generationen voraus waren. Die geringen Abmessungen der Negative führten jedoch trotz der hohen Auflösung des Filmmaterials immer wieder zu einer starken „Körnigkeit“ der Aufnahmen, und es fehlte selbst bei optimalen Aufnahmebedingungen die Farbbrillanz und Schärfentiefe. Die bekannte Qualität der Kleinbildkamerafilme wurde daher nie wirklich erreicht. Aufgrund der schlechten Verkaufszahlen stellte Kodak die Produktion von Disk-Kameras bereits 1990 ein.

 

 

Disk-Filme sind heute eine Rarität und schwer zu finden. Trotzdem gibt es einige Liebhaber, die diese alten Kameras und Filme sammeln und benutzen. Leider ist mir nicht bekannt, wo solche Filme noch entwickelt werden können. Wer einen Tipp hat, kann ihn gerne in den Kommentaren hinterlassen.

Durch die geringe Verfügbarkeit ist auch der Preis für die noch existierenden Disc-Filme extrem gestiegen, so dass sie für diejenigen, die weiterhin mit diesem Filmtyp fotografieren wollen, zu einer teuren Option geworden sind. Auch wenn Disc-Filme heute nur noch eine untergeordnete Rolle in der Fotografie spielen, haben sie die Geschichte der Fotografie nachhaltig beeinflusst. Sie waren ein innovatives Produkt, das vielen Menschen einen einfachen Zugang zur Fotografie ermöglichte.

 

 

 

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