Minolta Hi-Matic AF2 – die Königin des Mittelmaßes!
Minolta Hi-Matic AF2 – die Königin des Mittelmaßes! Gibt es ein Leben außerhalb der Fotografie? Wohl kaum, aber es gibt tatsächlich ein zweites Hobby, das ich sehr gerne mit der Fotografie kombiniere. Die Rede ist vom Fahrradfahren oder dem rüstigen Radwandern. Gerade bei uns am Niederrhein ist es schön flach und wir wohnen zudem sehr nahe an der niederländischen Grenze. Das „Fahrrad-Eldorado“ schlechthin.
Bewaffnet mit der aus Japan stammende Minolta Hi-Matic AF2 starte ich heute eine Fahrradtour nahezu ums Eck in die Niederlande. Der Vorteil: Man beginnt gemütlich zu Hause und ist schnell im nächsten Naturschutzgebiet unmittelbar an der Grenze. Hier gibt es viel zu sehen, (besonders durch dem Sucher der Matic AF2) egal ob vom Land, vom Wasser oder einfach von der Natur. Alles ist abseits von Straßenverkehr und Lärm.
Diese Kombi aus Fotografieren und Radeln ist (für mich) wohl die angenehmste Art der Entschleunigung!
Die Minolta Hi-Matic AF2 wollte ich schon längst weiter ausprobieren. Bei einem kleinen Urlaub in der Nähe von Ludwigslust hatte ich damit bereits begonnen. Heute oblag es dann dem Zufall, ob ich den Film zu Ende belichten würde.
Ohne in dieser Rezension näher auf die Technik und die Geschichte der Minolta Hi-Matic AF2 einzugehen, erfreue ich mich an dem aus heutiger Sicht besonderen Look des Geräts. Das schöne schwarze Retro-Design liegt gut in der Hand! 90 % Plastikgehäuse hin oder her, mir gefällt es genau so gut wie bei der Minolta AF-S die ich bereits vor vor fast einem Jahr ausprobieren konnte.
Die Hi-Matic AF2 wird mit zwei herkömmlichen AA-Batterien betrieben. Ohne diese läuft bei dem Gerät nämlich nichts! Ist es besonders Hell, oder es ergeben sich irgendwelche Reflektionen, so kann es durchaus vorkommen das der Autofokus eine Störung herbeiruft und eine Aufnahme verweigert. Dann ist guter Rat teuer – denn im ersten Moment erscheint es als würde die Hi-Matic AF2 keine Stromversorgung mehr haben. Kennt man jedoch diesen Wermutstropfen so kann man damit durchaus leben. Eine geglückte Aufnahme hingegen quittiert die Kamera mit einem sehr niedlichen Auslösegeräusch, das lustigerweise einem leisen Niesen sehr nahe kommt.
Mit dem Fahrrad düse ich durch das Naturschutzgebiet Millingerwaard. Wandern und Radfahren sind hier ausdrücklich erwünscht! Neben der eigentlichen, zum Teil neu entstandenen wilden Natur gibt es vor Ort viele frei herumlaufende Konik-Ponys, Bisons und Galloway-Rinder. Oft kreuzen sich die Wege von Tier und Mensch. Das ist ein beeindruckendes Erlebnis – sofern man nicht in Panik gerät oder versucht, die Tiere zu streicheln. Oder vielleicht dann erst recht? Ich möchte es lieber nicht ausprobieren.
Mit der „großen“ Kompakten Hi-Matic AF2 lässt sich gut „Knipsen“. Hervorheben möchte ich die integrierte akustische „Warnfunktion“ die aus heutiger Sicht schon fast Modern erscheint. Sobald das Licht unzureichend ist, oder man sich beim Visieren außerhalb des fokussierbaren Bereichs befindet, erteilt die Hi-Matic AF2 mahnende BEEP Töne. Die Reihenfolge dieser Töne erklärt wiederum ein Aufkleber auf der Rückseite. Das ist einerseits eine merkwürdige Art der Prävention, andererseits ist diese Warnfunktion (Visuell und Akustisch) aber auch sehr interessant und konsequent umgesetzt.
Für eine Sache möchte ich Minolta jedoch ausdrücklich loben: Die verwendeten Kunststoffe – nicht nur bei der Hi-Matic AF2 – sind trotz des hohen Alters nahezu geruchsneutral. Nichts klebt, stinkt muffig oder ist unangenehm anzufassen. Da hatte ich von anderen Herstellern aus dem Bereich der Point-&-Shoot-Fotoapparate schon ganz andere Kandidaten in der Hand, die sogar noch jünger waren.
Die tatsächlichen Stärken der Hi-Matic AF2 würde ich wohl eher gefühlt im Urbanen Bereich sehen. Streetfotografie mit S/W Film und irgendwelche Charakterbilder wird sie sicherlich lieben. Aber auch in der Natur waren meine Erfahrungen alle wortwörtlich „Im Grünen Bereich“
Ich verlasse den Millingerwaard und komme wieder in die typische niederrheinische Landschaft. Sie ist geprägt von Wirtschaftswegen, Feldern und Höfen. Ab und zu taucht natürlich auch eine Mühle auf. Nicht alle sind noch in Betrieb, aber viele wurden restauriert und werden heute für andere Zwecke genutzt.
Vielleicht ist noch ein Kunstwerk am Wegesrand erwähnenswert. Es handelt sich um eine Skulpturengruppe aus Holz mit Menschenköpfen, die den Titel „Menschenkinder“ trägt. Die Menschenkinder – verfolgt, vertrieben, evakuiert oder schutzlos – erinnern an die Opfer von gestern, heute und morgen. Die stark reduzierten Skulpturen spiegeln in ihren Gesichtern wider, was sie bewegt. Dennoch trotzen sie täglich Wind und Wetter ohne dabei die gegebene Miene zu verziehen.
Doch was macht mein Gesicht, nachdem ich wieder zu Hause angekommen bin und den Film tatsächlich voll bekommen habe? – Es lächelt!
Fazit: Für mich ist die Minolta Hi-Matic AF2, gemessen an ihrem Erscheinungsdatum um 1984, eine angenehme Universalkamera für zwischendurch. Sie ist eine wahre Königin des Mittelmaßes, die vielleicht für den einen oder anderen Hipster bewusst hoch gehandelt wird. Ein bisschen Radeln – ein bisschen Knipsen. Was will man mehr?
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